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Als Benno Wolf 1945 nach Berlin zurückkehrte, war er seelisch wie körperlich ein anderer Mensch. Er hatte drei Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen und ein Jahr in Auschwitz überlebt.

Die attraktive Anita lernte er auf einer Modenschau kennen, wo sie als Mannequin arbeitete. Sie lernte hebräisch, studierte den Talmud und die Thora und trat als Katholikin zum Judentum über. Nach ihrer Heirat in der Synagoge in der Berliner Fasanenstraße lebten sie fast in symbiotischer Eintracht. Nur selten traf man sie getrennt voneinander an.
Benno übernahm die väterliche Pianomanufaktur und handelte mit Klavieren und Konzertflügeln bis hin zu seinem Tode. Anita, die Schöne, folgte ihm nur wenige Monate später...

Das denkwerk für Anita und Benno Wolf nimmt Bezug auf seine Arbeit als Pianohändler, der Möglichkeiten von halben und ganzen Tönen für die Musik in den verschiedenen Tonarten und verbindet es mit der enigmatischen, gegenseitigen Anziehungskraft des Ehepaares. Die westliche Musikkultur ist geprägt von dem System der sieben Töne, wobei sich zwischen dem dritten und dem vierten bzw. dem siebten und dem achten Ton Halbtonschritte befinden. Wird auf dem Klavier in der Tonart „C“ gespielt, so kann dies unter ausschließlicher Benutzung der weißen Tasten erfolgen. Möchte man jedoch in anderen Tonarten spielen, so benötigt man die schwarzen Tasten, die weitere Halbtöne bereithalten.
Anitas Liebe zu Benno hat ihn ein Stück wieder mit den Menschen versöhnt und sie hat in ihm vielleicht gerade das Dunkle, Abgründige geliebt, was sie nicht hatte, weil sie auf der Sonnenseite des Lebens geboren war.

Die weiße Taste, der weiße Marmor, trägt Anitas Namen, auf der schwarzen, dem Halbton, dem schwarzen Marmor, steht der von Benno.

Ihr gemeinsames Spiel hat ihr Leben beflügelt und ihre Musik klingt nach in den Herzen der Menschen, die sie liebten und schätzten...

Aufgestellt am 23.7.2003 auf dem Jüdischen Friedhof an der Heerstraße in Berlin; Idee und Ausführung: denkwerk, in Zusammenarbeit mit Angehörigen und Freunden; Material: Laaser Marmor in Verbindung mit Aachener Blaustein (75cm x 30 x 25)

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