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Jürgen Henze wurde in den letzten Kriegstagen im Berliner Wedding geboren. Im Alter von zehn Jahren wurde eine Tuberkulose bei ihm diagnostiziert und er wurde, wie es damals üblich war, auf eine Isolierstation eingewiesen. Die zwei Jahre, die er dort abgeschieden von seiner Familie und Freunden verbringen musste, haben ihn geprägt: Er hat danach nie wieder einen Arzt konsultiert oder das Krankenhaus aufgesucht.
Keiner vermag heute zu beurteilen, ob der Herzfehler hätte behoben werden können, mit dem er dann doch so lange lebte ohne es zu wissen.

Als Mensch war er wenig konform. In der Zeit der Studentenrevolten wohnte er in einer Kommune und war politisch aktiv. Das blieb er auch. Besonders interessierte ihn das 3. Reich und die Rolle der Kirche in dieser Zeit.
Er lernte Tischler aber später tauschte er mit seiner Frau die Rollen: Er blieb zu Hause und kümmerte sich um die Tochter, den Haushalt und das Essen.
Von der Statu r her eher klein und kräftig, galt er innerhalb seiner Familie als uneitel und ehrlich.

Das Ausgangsmaterial des denkwerkes für Jürgen Henze ist ein Findling. Er wurde bei Straßenbauarbeiten im märkischen Sand gefunden an der Bernauer Straße im Berliner Wedding.
In der Geschiebemasse des Gletschers der vorletzten Eiszeit wurde er von Skandinavien aus bis nach Berlin geschoben und diese lange Reise hat ihm zugesetzt.
Seine Oberfläche ist rau, abgestoßen und verletzt aber sie ist äußerlich kompakt.
In alter Handwerkstechnik wurde der Stein mit Keilen gespalten. Dabei hatte sich gezeigt, dass das Gefüge des Granits in seinem Inneren wesentlich mehr geschädigt war, als der äußere Anschein hätte erwarten lassen.
In beide Spalthälften sind Schalen eingearbeitet, die vergoldet wurden.
Wie eine geöffnete Muschel wurden die beiden Hälften zusammengefügt und geben den Blick frei auf den goldenen Schein, der dort leuchtet, wo das Wichtigste fehlt…

Idee und Ausführung: denkwerk, Michael Spengler in Zusammenarbeit mit den Angehörigen; Aufgestellt im Juli 2007 auf dem Sophienfriedhof in Berlin/ Mitte

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