Bild

Gerhard Petschel-Held arbeitete am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Nachdem er als theoretischer Physiker im Grenzbereich zwischen klassischer Mechanik und Quantenmechanik geforscht hatte, leistete er wissenschaftliche Pionierarbeit in der Erforschung der Wechselwirkung von Zivilisation und Natur. Er war der Überzeugung, dass eine nachhaltige und gerechte globale Entwicklung möglich und machbar ist.
Dabei wirkte er nicht als verhuschter Forscher, der in einem stillen Kämmerlein arbeitet, sondern war kommunikativ, integrierend und lebensfroh.
Er liebte gutes Essen, Fahrradfahren und Spiele. Ein besonderes entwickelte er zusammen mit einem Kollegen selber: „Keep cool“. Ein Spiel, bei dem die SpielerInnen den CO2- Ausstoß der Welt steuern können und somit Überleben oder Untergang in der Hand haben. Ein Spiel, das wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum, insbesondere der Jugend zugänglich machen soll.

Einmal hatte er einen Traum, der ihn so beeindruckte, dass er ihn niederschrieb:
„Ich bin in Jugoslawien mit einer Zahnradbahn eine Art Canyon hochgefahren und ich habe gewusst, dass unten die Neretva fließt. Es war ein richtig heißer Sommer. Die Luft flimmerte. Oben angekommen war es dann ziemlich kalt. Da war ein riesiger, glatter Felsen, eine Art überdimensionierter schwarzer Kieselstein, der vollständig von 30 cm Eis bedeckt war. Wunderschön war das.“
Zum Glauben hatte er ein ambivalentes Verhältnis. Er hätte gerne glauben wollen wie sein Freund, ein orthodoxer Priester. Die Ikone in seinem Büro war vielleicht Ausdruck dieser Sehnsucht.
Unter der starb er dann auch, ganz plötzlich, an seinem Schreibtisch sitzend.

Das denkwerk für Gehard Petschel- Held versucht, seine berufliche Tätigkeit, seinen Traum und die Form der Ikone zu verbinden.
Ausgangsmaterial ist ein Jura-Kalkstein aus der Gegend von Nürnberg, wo er herstammte. Die Petrogenese dieses Materials ging vor Millionen von Jahren mit einem Klimawandel einher. An den Seiten ist der Stein grob aufgebrochen aber an den Kanten und auf der Oberfläche ist er poliert und ein vergoldeter Kreis, wie er auf der Ikone war, läuft von hier die Vorderfläche in Wellenlinien hinunter.
Auf der Oberfläche befindet sich eine dicke, rund geschliffene Glasplatte, die an schmelzendes Eis erinnert oder an das Eis, was während seines irdischen Aufenthaltes nicht zu schmelzen war…

Idee und Ausführung: denkwerk, Michael Spengler in Zusammenarbeit mit seiner Frau; Material: Jura Kalkstein (140cm 30 x 35); Glas; Gold; Aufgestellt im September 2007 auf dem Hauptfriedhof in Potsdam

- Zurück zur Übersicht -